Block 2 - Urteile

"Weit weg von unseren Vorstellungen über richtig und falsch ist ein Feld. Ich treffe dich dort." Jellaludin Rumi

Über-Ich

Unsere Lebenskraft wird weit häufiger durch Urteile geschwächt als durch Krankheit. Die Art, wie wir uns selbst bewerten oder das Urteil anderer Menschen über uns kann Vitalität, Spontaneität und natürliche Ausdrucksweise ersticken. Der Fluss unseres inneren Erlebens wird auf diese Weise ständig manipuliert. Diese meist unbewussten Wertungen in uns werden auch Über-Ich genannt ein: Sammelbecken von verinnerlichten Ansprüchen, Erwartungen und Selbstbildern, wie wir sein sollten und wie nicht.

Prägung

Diese verinnerlichten Ansprüche werden ab der frühesten Kindheit durch familiäre und kulturelle Werte geprägt und unbewusst übernommen. In unserer kindlichen Abhängigkeit und unserer Suche nach Anerkennung erschaffen wir uns ein Selbstbild, wie wir anerkannt zu sein glauben. Auch spirituelle Vorstellungen darüber, wie ein guter Mensch zu sein hat, haben einen erheblichen Anteil daran, was wir in uns annehmen und was wir ablehnen.

Trennung

Diese inneren Wertungen trennen uns vom Sein. Sie verhindern, dass wir uns dem Fluss des gegenwärtigen Erlebens hingeben können. Wir haben keine Offenheit für alles, was in uns wirkt. Damit sind Wertungen auch ein starkes Hindernis für achtsames Erforschen und Gegenwärtigkeit. Urteile schränken aber nicht nur uns selbst ein, wir projizieren sie auch ständig auf unsere Umwelt: Werturteile, gleich ob Anerkennung oder Abwertung, sagen grundsätzlich mehr über die Person aus, die das Urteil ausdrückt, als über das Beurteilte.

Offenheit

Erst wenn wir beginnen, unsere Urteile nicht mehr als "Wahrheit" zu betrachten, sondern sie als Konzepte zu erkennen, die sich in unserer Vergangenheit gebildet haben, entsteht wieder Raum und Offenheit für das, was ist. Dieses nicht-wertende Dasein erleben wir am leichtesten in der Begegnung mit der Natur, die in ihrer eindringlichen Präsenz kein Konzept von gut und böse, richtig und falsch kennt. Hier können wir eine grundlegende Eigenschaft der Seinsebene erfahren: grenzenloser, offener Raum, der nichts auszugrenzen braucht.

Inhalte

Grundlegendes

Die Ausrichtung auf Interesse und Offenheit

Das Über-Ich

  • Urteile, Ansprüche, Selbstbilder,
  • Ursprung und Wirkung
  • Ich-Ideal und die Suche nach Anerkennung
  • Das spirituelle Über-Ich

Die Arbeit mit dem Über-Ich...

  • Wie wir es erkennen
  • Als Konzept entlarven
  • Strategien des Entmachtens
  • Wut als positive Kraft

Fundamentales Gutsein

  • Freundlichkeit
  • Freie Ethik

Offener Raum

  • Nicht-Tun
  • Die Reaktionskette und das Halten
  • Innerer Raum:
    • Spiegelgleiche Offenheit
    • Wie wir Raum fördern und was uns Raum nimmt
    • Leere als Tor